Sitzen. In Stille und Kraft. Stunde um Stunde. Tag um Tag. In tiefer Konzentration und ohne Gedanken. Ruhe. Klarheit. Großartig! Das ist eigentlich alles …

Das Zendo

Was hat das mit Führung zu tun? Warum fährt man dazu viele hundert Kilometer ins wunderschöne Allgäu und nimmt sich hierfür einige Tage frei, die man doch so unglaublich dringend für alle möglichen anderen Projekte und Vorhaben benötigt?

Es geht um Meditation, um Achtsamkeit und darum, den eigenen Weg zu finden, aus sich selbst heraus in einer Umwelt voller Veränderungen und Umbrüche. „Die Linie im Chaos“, wie sie Zenmeister Hinnerk Polenski nennt.

Dieser hat speziell für Führungskräfte das „Zen-Leadership“ Seminar entwickelt und führt dies seit vielen Jahren sehr erfolgreich jeden Monat zum Einstieg in die Meditation und Zen-Philosophie mit seinem hoch motiviertem Team durch. Das Thema „Achtsamkeit“ beherrscht mittlerweile (zu Recht) die Schlagzeilen aller großen Wirtschaftsmagazine und hat es auf die Titelseiten von „Focus“, „Wirtschaftswoche“, „Manager Magazin“ und selbst des renommierten „Harvard Business Manager“ geschafft. Meditation als „geistiges Training“ entkommt der „Esoterik-Ecke“ und findet Anerkennung als wirksames Mittel, um Klarheit und Konzentration auch im beruflichen Alltag zu fördern.

Das Zen-Leadership Seminar geht noch weiter. Hinnerk Polenski bietet hier als in Japan ausgebildeter Zenmeister einen extrem reichhaltigen Schatz an östlichen Philosophien und Erfahrungen, die er mit seiner „Daishin-Zen“-Linie für Europäer zugänglich macht. Zen ist unabhängig von Religionen und wird im Christentum wie im Buddhismus praktiziert. Zen bei Hinnerk Polenski bedeutet 0% Esoterik und 100% eigene Erfahrung, der eigene Weg.

Eingang zum Kendo

Nach der dritten Teilnahme an diesem „Zen-Leadership“ Seminar bei Meister Hinnerk Polenski möchte ich gerne ein paar Erfahrungen als Anregung mitgeben und ein paar Worte dazu schreiben, was dies mit Unternehmensführung zu tun hat.

Freitagmorgen 6 Uhr – alle sitzen bereits im Meditationsraum, dem sogenannten Zendo, eine helle Glocke läutet – Stille für die ersten 25 Minuten des Tages! Dann wieder ein Glockenklang und der Ruf „Sarei“ – die kleine japanische Zeremonie zum Ausschank des grünen Tees beginnt.

Mit mir gemeinsam haben sich an diesem Wochenende 14 Führungskräfte aus allen Teilen Deutschlands und den unterschiedlichsten Organisationen und Unternehmen eine Auszeit hier genommen. Wie ich selbst sind einige Teilnehmer Wiederholer, es sind aber auch acht Erstteilnehmer dabei, die alle reibungslos in den bestens bewährten Ablauf integriert werden. Alle haben die Erwartung, eine „Auszeit“ zu nehmen und ihre Erfahrungen mit der Meditation zu vertiefen.

„Erfahrung“ ist dabei der Schlüssel: Zen, insbesondere bei Hinnerk, ist keine Glaubensphilosophie, hat nichts Esoterisches oder Religiöses, sondern es geht einzig um das Erfahren. Wer für sich etwas daraus zieht, kann etwas gewinnen – wer es nicht möchte oder kann, wird nichts verlieren. Jeder Weg in der Meditation ist so verschieden, wie es die Menschen sind, und das Programm ist auch von der Zenschule als freies Angebot zu sehen.

Der intensive Ablauf mit Meditationszeiten von morgens 5 oder 6 Uhr (Samstag kann man früher starten, wenn man möchte , bis abends um 21 Uhr wird von einem abwechslungsreichen, positiven Programm unterstützt. Hinnerk als Zenmeister ist eine Persönlichkeit an sich. Man muss nicht alles verstehen, was er sagt, wenn er in fernöstliche Philosophien abtaucht. Er selbst hat auch keineswegs den Anspruch, dass seine Zuhörer mit allem einverstanden sind. Niemand soll etwas glauben oder einfach akzeptieren – er möchte dazu motivieren, eigene Erfahrungen zu machen und den eigenen Weg zu gehen. Sein Blick für den Menschen und seine Fähigkeiten als Zenmeister sowie seine enorme Disziplin sind darüber hinaus sehr beeindruckend.

Das Teehaus

Beim Seminar steht ihm ein Team von erfahrenen Meditationslehrern zur Seite, allen voran Dr. Constanze Hofstätter, die seit fast zehn Jahren als Trainerin die praktischen Aspekte des Meditierens extrem gut sowohl in der Gruppe wie auch individuell vermittelt. Daneben gibt es Trainer mit langjähriger Führungserfahrung, die dabei unterstützen, die gewonnenen Erkenntnisse auf den (Führungs-) Alltag zu übertragen.

Als sehr motivierend habe ich zudem bei Hinnerk und und seinem Team die Lebensfreude im Seminarablauf empfunden, die oft in einem Lachen zum Ausdruck kommt. Es verleiht dem ganzen Wochenende eine fröhliche Stimmung, die viel zur positiven Energie hier beiträgt. „Zen ohne Lachen ist kein Zen“ hat es Tom Haug (einer der weiteren Trainer und ehemaliger Offizier der Luftwaffe) sehr treffend für mich formuliert.

Im Seminar selbst geht es um die Reise ins Ich, um das Öffnen des eigenen Horizonts, um erweiterte Erfahrungen im Umgang mit sich selbst, um Energie, mit der man um 4.30 Uhr samstagsvormittags ohne Wecker aufwacht und sich auf das Sitzen freut und von der man tagelang weiter zehren kann. Es geht um konkrete Hilfe im Alltag mit Job und Familie und um ein intensiveres Eintauchen in die Meditation. Das Wochenendseminar kann ein guter Einstieg dafür sein, seinen Lebensweg aus der eigenen Person heraus zu finden, egal wie chaotisch die Umwelt auch sein mag. Dass Meditation enorm positive Auswirkungen auf Geist und Körper hat, brauche ich an dieser Stelle nicht mehr anzufügen – es ist wissenschaftlich in der Neurologie wie in der Psychologie erwiesen.

Nachdem dies jetzt mein dritter Wochenend-Workshop bei Hinnerk war, gab es auch weniger Momente im Sinn von „Was mach‘ ich eigentlich hier?“ Gut – es kam immer noch vor, z.B. Samstagmorgen um 5.50 Uhr, nachdem ich nach fast einer Stunde Meditation immer noch nicht richtig abgeschaltet hatte und mich fragte, wofür ich jetzt eigentlich so früh aufgestanden bin. Dafür gab es auch wieder einige neue Momente im Sinn von „Wow – was ist das toll!“ Das passierte dann z.B. 40 Minuten später draußen in der eiskalten Luft der Morgendämmerung, wo ich erstmals beim Gehen vollkommen abschalten und eins mit der Bewegung und der Natur sein konnte. Ach ja, und die Knie schmerzen zu einigen Zeiten immer noch extrem stark, trotz mittlerweile mehr Praxis im Sitzen …

Aus eigener Erfahrung kann ich nach etwas über zwei Jahren Meditationspraxis und dem dritten Wochenend-Workshop bestätigen, dass regelmäßige Meditation Klarheit geben kann. Der Geist kommt zur Ruhe und aus der Stille und den entsprechenden Konzentrationsübungen kann man enorm viel Kraft für sich schöpfen. Die Anleitung durch einen Zenmeister und einer erfahrenen Trainerin von Zeit zu Zeit helfen dabei enorm.

Bei den extremen Veränderungen in unserer Umwelt, der Informationsflut, welche dank E-Mail, Internet und Handy nonstop auf uns einwirkt, und den immer noch weiter steigenden Anforderungen an die Unternehmen und deren Mitarbeiter, ist die Meditationspraxis für mich ein hervorragender Gegenpol, um die Gedanken zu ordnen, zur Ruhe kommen zu lassen und den eigenen Weg zu erkennen. Es ist ein Prozess, der nicht in einem Moment der „Erleuchtung“ die vollständige Vision bringt (so was gibt es wohl nur in der Fiktion oder Esoterik), sondern mit dem man Tag für Tag weiterkommt. Es ist enorm hilfreich für die Führung der eigenen Person und damit ebenso für die Führung eines Unternehmens oder einer Organisation.

Klarheit für den eigenen Weg hilft enorm, die Kraft für alle beruflichen Aufgaben zu finden (sofern diese mit dem eigenen Weg übereinstimmen – sonst ist es an der Zeit, den Beruf zu wechseln) und aus dieser Klarheit heraus seiner Organisation selbst Orientierung zu geben.

Dabei kann ein Meditations-Wochenende ein guter Einstieg sein. Falls jemand im Anschluss daran feststellt, dass dies nichts für ihn ist, hat er zumindest ein paar interessante Erfahrungen machen können und kann daheim den Kopf über ein wenig verrückte Menschen schütteln und lächeln – auch das ist schön.

Der Klostergarten