Produktion von Rüstungsgütern

Neben den vielen anderen Produkten unseres Portfolios, werden bei uns auch immer wieder Rüstungsgüter angefragt. Wir sind Spezialist für hoch beanspruchbare Komponenten aus Schleuderguss. Unsere Technologie eignet sich für unterschiedlichste Branchen, ganz besonders für solche, in denen die Bauteile hohen Belastungen ausgesetzt sind. Potenziell gehört dazu auch die Rüstungsindustrie. Bisher war es unser Prinzip Komponenten für die Rüstungsindustrie, deren primärer Zweck darin besteht zu zerstören oder Menschen zu töten, grundsätzlich nicht anzubieten. Doch seit dem 25. Februar 2022 hat sich die Welt verändert und plötzlich sind wir gefordert, unsere Prinzipien zu überdenken.

Der deutsche Maschinenbau hat in der weltweiten Rüstungsindustrie einen hervorragenden Ruf. Eine Tatsache über die eine Mehrheit der Deutschen vermutlich nicht glücklich ist. Seit vielen Jahrzehnten haftet der Rüstungsindustrie in Deutschland ein negatives Image an und als Deutscher hat man angesichts der jährlichen Exportzahlen das Gefühl, sich hierfür schämen zu müssen. Der Krieg mit Waffen war ein Anachronismus aus dem letzten Jahrhundert, etwas für Barbaren aus der grauen Vorzeit. Eine militärische Bedrohung für unser Land konnte sich die meisten Menschen in Deutschland nicht mehr realistisch vorstellen.

Als Ingenieur habe ich mir schon im Studium geschworen, meine Kenntnisse und Fähigkeiten nie für etwas einzusetzen oder „zu verkaufen“, dessen primärer Zweck die Zerstörung ziviler Ziele oder der Tod von Menschen ist. Doch in der Praxis gab es auch in unserem Unternehmen schon immer „Grauzonen“. Wie betrachtet man Komponenten eines Motors, der auch für Kriegsschiffe oder Panzer eingesetzt werden kann? Wie bewertet man Komponenten für U-Boote, die zwar primär der Aufklärung und Kommunikation dienen, letztlich im militärischen Verbund aber auch als „Waffe“ angesehen werden können?

Wir haben vor langer Zeit die Entscheidung getroffen, nur „passive“ Komponenten, die primär für den Schutz oder die Aufklärung eingesetzt werden, zu produzieren und zu verkaufen. Nachfragen nach „aktiven“ Komponenten wie Hülsen, Abschussvorrichtungen oder Mündungsschalldämpfern haben wir dagegen nie angeboten. Neue Anfragen für Komponenten, die nach unserem Wissen im Bereich der Rüstung eingesetzt werden können, prüfen wir grundsätzlich in der Geschäftsführung, wobei jeder Geschäftsführer ein Vetorecht hat – egal aus welchen Gründen.

Als Geschäftsführung empfanden wir diese Prinzipien für unsere kleine Gruppe als angemessen – bis am 25. Februar 2022 Putin einen Frontalangriff auf die Ukraine startete. Zwei Wochen später gingen auch bei uns neue Anfragen für Rüstungsgüter ein und unser Vertrieb stellte die berechtigte Frage, wie wir angesichts dieser neuen Situation zu unseren Prinzipien stehen.

Wir haben schmerzhaft erkannt, dass unsere Wertvorstellungen nicht von allen Staaten in der Welt geteilt werden. So verachtenswert es auch ist und so barbarisch es uns erscheint – so ist es doch eine Tatsache, dass es auch in der heutigen Zeit Menschen, Staaten und Präsidenten gibt – und immer wieder geben wird -, die den Einsatz militärischer Mittel und den Mord tausender Menschen als Fortsetzung der Diplomatie verstehen. Menschen zu instrumentalisieren und ihren Tod als Mittel zum Zweck zu sehen, diese Haltung ist für mich unfassbar. Aber es zeigt: Der Schutz unseres Landes, unserer Werte, unserer Freiheit und unserer Mitmenschen ist immer noch eine reale Notwendigkeit. Es ist eine schmerzhafte Erkenntnis. Dieser Schutz ist aus meiner Sicht mit ausschließlich „passiven“ Komponenten nicht möglich – wir brauchen offensichtlich militärische Stärke zur Abschreckung und für eine glaubhafte Verteidigungsfähigkeit.

Dennoch bleibt es für viele Menschen in unserem Unternehmen inkl. mir selbst unvorstellbar, Werkstoffe und Bauteile auf eine maximal zerstörende Wirkung hinauszulegen und hierfür zu produzieren. Es erscheint fast als eine Art Missbrauch unserer Fähigkeiten und Ressourcen im Unternehmen. Damit stellen wir uns moralisch keineswegs über Unternehmen, die hier tätig sind. Im Gegenteil, man könnte gehässig sagen, wir überlassen Anderen diese moralisch herausfordernde, aber notwendige Produktion von Rüstungsgütern, auf die wir selbst als Unternehmen wie als Menschen in Deutschland angewiesen sind. Wir wissen um die Widersprüchlichkeit unserer Haltung, eine hervorragende Verteidigung unseres Landes zu fordern aber gleichzeitig unsere Produktionsmöglichkeiten hierfür nur begrenzt einsetzen zu wollen.

Wir bleiben dennoch bei unseren Prinzipien. Es ist der innere Kompass in vielen von uns, das Bauchgefühl, was uns daran hindert. Die Vorstellung dessen, wofür Waffen und Munition eingesetzt werden, wofür sie erfunden, ausgelegt und produziert werden ist kaum zu ertragen. Die Welt ist grausam. Wir sind dankbar dafür, dass wir die Wahl haben, so wenig wie möglich einen Anteil an den Grausamkeiten haben zu müssen. Wir können nicht anders.