Darf man in einer Krise eigentlich Spaß an der Arbeit haben? Die Frage stellt sich z.B. beim Blick in die Ergebnisse unserer monatlichen Mitarbeiter-Zufriedenheitsabfrage.

Wir befinden uns mitten im (bisher absehbaren) Tal der Corona-Krise und müssen erheblichen Einbrüchen im Auftragseingang mit Sparmaßnahmen und Kurzarbeit begegnen. Für viele Mitarbeiter ist dies eine enorme Belastung, da auf der einen Seite Überstundenzahlungen, Prämien und durch die Kurzarbeit sogar ein (kleinerer) Teil des Grundlohns wegfallen, auf der anderen Seite in den Tagen der Anwesenheit die Arbeitsbelastung sehr hoch ist.

Eine Krise ist übel. Keiner wünscht sie sich. Wir versuchen uns im Unternehmen breit und stabil aufzustellen, um sie zu vermeiden – und sie hat uns dennoch erwischt. Tatsache ist: wir müssen jetzt da durch.

Aber kann man vom Leben erwarten, dass es immer nur bergauf geht? Immer nur positiv verläuft? Kann man von einem Unternehmen erwarten, dass es immer nur wächst, immer nur Arbeit im Überfluss vorhanden ist?

Wer mit dieser Erwartung zur Arbeit geht, der ist in diesen Zeiten bitter enttäuscht. Doch schon im Wort „Ent-Täuschung“ steckt das Positive: man erkennt die Wirklichkeit – und man unterlag zuvor einer Täuschung. Man wird jetzt ent-täuscht (schöne deutsche Sprache 😉 ).

Die Krise gehört zum Leben wie zur Arbeitswelt. Wenn sie, wie im Fall von „Corona“, durch einen externen „Schock“ ausgelöst wurde, gibt es eigentlich nichts, was wir als Unternehmen dagegen tun können. Eine Lebensweisheit, die uns schon die Stoiker lehrten: das zu akzeptieren, was wir nicht ändern können. 

Die Arbeitssituation und der hohe Druck im Alltag belasten uns. Doch trotzdem ist es noch der gleiche Beruf, die gleiche Arbeit, für die jeder von uns sich einmal frei entschieden hat. Wir haben „ja“ zu dieser Arbeit gesagt – und damit stillschweigend akzeptiert, dass es ein „Auf“ und ein „Ab“ geben wird. Die Arbeit stiftet in einer Krise den gleichen Sinn wie in einer Boom-Phase – vielleicht sogar noch mehr: wir erleben gerade bei vielen Kunden, dass sie die wenigen Aufträge, die sie noch haben, uns geben. Unsere Bauteile werden auch dann gebraucht, wenn die härtesten Sparmaßnahmen greifen. Wir sorgen mit unseren Produkten für sauberes Wasser, effiziente Energie, reine Lebensmittel, glänzende Lacke und effizientesten Stahl – all dies wird auch in diesem Jahr gebraucht, nur wird in geringeren Mengen investiert.

Die Zusammenarbeit im Unternehmen leidet dadurch, dass wir uns aufgrund der Kurzarbeit und den Abstandsregeln weniger sehen und uns weniger persönlich treffen können. Das belastet jeden. Wir arbeiten dennoch auch unter erschwerten Bedingungen weiter zusammen und leben die Gemeinschaft in der Arbeit so gut es geht. Auch das gibt uns viel Sinn – in der Krise noch mehr als in den guten Zeiten, wo wir jeden Abend mit der Familie, den Freunden und Nachbarn verbringen können.

Gerade jetzt gibt es also eigentlich sogar mehr Gründe als sonst, Freude bei der Arbeit zu empfinden und sie auch zu zeigen. Hurra, wir leben noch! … und wir werden überleben – da sind wir uns sehr sicher. 

Es ist an der Zeit, unsere Erwartungen an das Leben und die Arbeit ein wenig zu korrigieren, Krisen als einen Teil des Ganzen zu akzeptieren oder mehr noch – sie als notwendig zu erkennen. Wenn wir dann morgens im Spiegel zu uns sagen können, wir haben unser Bestes gegeben, so können wir meiner Meinung nach auch in der Krise Freude an der Arbeit erleben… und dies gerne auch zeigen.