Achtsamkeit – Erfahrungen aus der Praxis

Schlimm genug, dass Mitarbeiter hin und wieder bezahlt werden, wenn sie nichts tun. Aber können Sie sich vorstellen, dass wir Mitarbeiter gelegentlich sogar dafür bezahlen, an nichts zu denken?

Über Achtsamkeit im Unternehmensalltag ist schon viel geschrieben worden und das Thema prägt in regelmäßigen Abständen sogar die Titelseiten der großen Wirtschaftsmagazine. Auch wir sind davon überzeugt, dass Achtsamkeit eine wichtige Fähigkeit ist, um den Anforderungen des modernen Alltags im Beruf wie im Privaten besser gerecht zu werden. Mittlerweile setzt sich diese Erkenntnis immer mehr durch – ähnlich wie in den 70er Jahren die Erkenntnis, dass Sport etwas Gutes für die Gesundheit ist.

Der Spruch „Ich denke also bin ich“ ist falsch. Man kann erfahren, dass man auch dann „ist“, wenn man nicht denkt. Dass das eigene Wesen mehr ausmacht als die reinen Gedanken und Gefühle. Doch hier verlassen wir die Sphäre des Unternehmens, hier geht es ins Persönliche, ins Private und Spirituelle, gerne auch ins „Zen“. Das kann und muss jeder für sich selbst erleben und gehört nicht mehr in einen Blog über das Unternehmertum.

Was hat also Unternehmensführung mit Meditation zu tun? Warum können Achtsamkeit und Meditation einem Unternehmen dabei helfen, bessere Leistungen zu erbringen?

In Unternehmen geht es um Management und Selbstmanagement, die Führung der eigenen Person. Nur wer sich selbst führen kann, sollte als Führungskraft tätig sein und/oder ein Unternehmen führen. Dabei steigen die Anforderungen an Unternehmen wie an Führungskräfte durch das zunehmend komplexe und dynamische Umfeld.

Zunehmend komplex bedeutet, dass es mit jedem Jahr steigende Anforderungen z. B. von Kunden, Mitarbeitern, Anteilseignern oder Kreditgebern, von der Gesellschaft sowie in Bezug auf Steuern, Umwelt und anderes aus immer mehr Richtungen gibt, die bewältigt werden müssen. Zunehmend dynamisch bedeutet, dass die Zyklen in der Wirtschaft immer schneller werden, Informationen immer schneller fließen und der überschaubare Horizont immer weiter abnimmt.

Meditation und Achtsamkeit erscheinen uns deshalb als ein hervorragendes Training, um diesen zunehmenden Anforderungen wachsender Komplexität und vermehrter Veränderungen im Leben wie in der Arbeitswelt gerecht zu werden.

Meditation und Verbesserung der Achtsamkeit führen wissenschaftlich erwiesen zu

  • nachhaltiger Stressreduktion,
  • einer deutlichen Steigerung der Konzentrationsfähigkeit,
  • einer Zunahme von Empathie und Mitgefühl,
  • einer positiveren Grundhaltung und Stimmungslage,
  • einem verbesserten Immunsystem und durch all dies bedingt zu
  • einer besseren Fähigkeit, sich selbst und andere Menschen zu führen.

Sehr ausführlich und mit wissenschaftlichem Hintergrund sind diese Auswirkungen im beruflichen Umfeld unter anderem von „New York Times“-Autor David Gelles in seinem Buch „Mindful Work“ beschrieben.

Was sich wie ein Wundermittel anhört, ist mittlerweile gut erforscht, bewiesen und für jeden erfahrbar. Wie beim Sport und bei der Ernährung handelt es sich um sehr persönliche Themen. Doch wer dauerhaft Spitzenleistungen bringen möchte, ist gut beraten, sich an einer gesunden Lebensweise für Körper und Geist zu orientieren.

Wir möchten in unserem Unternehmen daher auch auf diesem Gebiet Möglichkeiten aufzeigen, die anderen Menschen geholfen haben, sehr gute Leistungen zu erbringen. Wie bei Fragen der Ernährung oder der Bewegung würde es aber unseren Werten völlig widersprechen, hier Vorgaben zu machen.

Darum haben wir vor einem Jahr begonnen, gemeinsam mit der Kalapa Academy (https://www.kalapaacademy.de) auf freiwilliger Basis Meditations- und Achtsamkeitstrainings anzubieten, und wir versuchen, kleine Achtsamkeits-Übungen in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Sehr erfreulich ist, dass nach über einem Jahr immer noch ein größerer Personenkreis regelmäßig damals gelernte Übungen anwendet, die zu nachhaltig positiven Veränderungen geführt haben. Auch in unserer Produktion, wo die Umgebungsbedingungen schon einmal rauer sind und lange Arbeitszeiten mit einem Beginn um 6 Uhr morgens die Regel darstellen, fanden sich sehr viele Führungskräfte, denen Meditation und Achtsamkeit dauerhaft einen Nutzen gebracht haben. Mehr Ausgeglichenheit, eine höhere Stressresistenz sowie eine positivere Grundstimmung waren die am häufigsten genannten, langfristigen Auswirkungen.

Achtsamkeitstraining ist damit für unser Unternehmen erwiesenermaßen eine erfolgreiche Praxis. Wir werden die Anwendung im Unternehmensalltag weiter fördern. Dazu braucht es keine besonderen Investitionen, sondern eine Unternehmenskultur, die dazu ermutigt. Und die Möglichkeit, sich gegenseitig hierüber auszutauschen und zu unterstützen – zum Nutzen aller.

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