In unserem Unternehmen ist die Sommerzeit traditionell die Zeit, in der wir über die Durchführung und den Umfang von Lohn- und Gehaltserhöhungen mit dem Betriebsrat diskutieren und gemeinsam hierüber beschließen. Hierzu ein paar Gedanken aus Unternehmersicht …

Unsere guten Mitarbeiter verdienen viel zu wenig! Wenn ich in die Lohn- und Gehaltsabrechnungen schaue, oder mich auch einmal abends beim Bier mit guten Mitarbeitern von uns unterhalte, bin ich oft erschrocken, wie wenig, besonders jungen, engagierten Menschen netto übrig bleibt – besonders dann, wenn es größere Lohn- oder Gehaltsschritte gegeben hat, von denen aufgrund der „kalten Progression“ oft nur ein Drittel oder weniger auf dem Konto des Betreffenden ankommt. Auch ungeachtet aller Ungerechtigkeiten unseres Steuersystems verdienen Mitarbeiter, die sich mit ihrem Herzblut einsetzen, tolle Ideen haben und immer wieder Ergebnisse über den Erwartungen erreichen, zu wenig – egal ob jung oder alt, Single oder mit Familie.

„Na, das ist doch einfach!“, mag so mancher antworten, „Du bist doch Unternehmer, zahl ihnen doch einfach mehr Geld.“ Offen gesprochen ist dies nicht nur mein Wunsch, sondern der Wunsch aller Mitglieder unserer Geschäftsleitung, nur „einfach“ ist es eben nicht.

Einerseits muss man stark differenzieren zwischen guten Mitarbeitern und solchen, die aus welchen Gründen auch immer mitgezogen werden. Sogenannte „C-Mitarbeiter“ gibt es bei uns nicht so oft, aber leider doch immer wieder. Sie kosten mehr als sie erbringen, ziehen mit ihrer Haltung oder ihrer Leistung das Team herunter, feiern ausgiebig krank auf Kosten der Gemeinschaft und erreichen kaum das Mindestmaß an notwendiger Leistung. Von C-Mitarbeitern versuchen wir uns schnell wieder zu trennen oder es gelingt, sie zu B-Mitarbeitern zu fördern. Doch dieses Thema wäre einen eigenen Blogbeitrag wert; Prof. Knoblauch hat sogar ganze Bücher hierzu geschrieben (http://www.tempus.de/blog/).

Andererseits geht es bei dem Thema Lohn- und Gehaltserhöhungen nicht um das Individuum, sondern um die gesamte Belegschaft. Hier muss man sich eine Lohnrunde erst einmal leisten können – dauerhaft, in guten wie in schlechten Zeiten!

Dazu ein einfacher Vergleich: Jeder Prozentpunkt einer Erhöhung kostet bei 300 Mitarbeitern ebenso viel wie drei durchschnittliche Mitarbeiter. Wenn wir also nicht aufgrund des sehr harten internationalen Wettbewerbsdrucks unsere Preise am Markt erhöhen können, müssen wir für jedes zusätzliche Prozent die Arbeit von drei Mitarbeitern in unserem Unternehmen rationalisieren! Auch wenn es gelingt, durch Wachstum oder Fluktuation keine Mitarbeiter entlassen zu müssen, ist es eine enorme Aufgabe, diese Rationalisierungspotenziale zu heben. Das ist keine abstrakte Übung, sondern es geht darum, anhand harter Zahlen zu messen, ob wir mehr Arbeit mit der gleichen Anzahl von Leuten bewältigen können oder in einer Abteilung mit weniger Leuten immer noch die gleiche Arbeit schaffen.

Können Sie sich vorstellen, wie schwer es ist, zum Beispiel den Abgang nur einer Person in einer Abteilung ohne Neueinstellungen aufzufangen? Bei den Lohnrunden stehen wir vor der Herausforderung, die Arbeit einer ganzen Anzahl von Personen jedes Jahr aufs Neue „aufzufangen“. Darüber hinaus werden uns vom Gesetzgeber enorme weitere Kostensteigerungen zum Beispiel durch die ausufernde EEG-Zulage, jedes Jahr auferlegt, die zusätzlich kompensiert werden müssen.

Nicht jedem Unternehmen gelingt dies, wofür unser Marktbegleiter Schmolz & Bickenbach aus Krefeld aktuell ein trauriges Beispiel ist. 150 von 370 Mitarbeitern verlieren hier ihren Job, der Rest der Belegschaft muss mit einer 25%-igen Gehaltskürzung klarkommen (http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/schmolz-bickenbach-150-von-370-jobs-weg-aid-1.4482735).

Wir stehen erfreulicherweise deutlich besser da, und wir sind erfolgreich, wir wachsen und wir arbeiten profitabel. Wir sehen die steigenden Kostenbelastungen auch im privaten Bereich unserer Mitarbeiter und möchten bei Lohnrunden gerne zahlen, was wir können. Die Folgen hieraus sind nur leider immer weiter wachsende Anforderungen an die Produktivität und die Erschließung von Kosteneinsparungspotenzialen. Es ist und bleibt unsere Aufgabe, sich diesen Anforderungen jeden Tag aufs Neue zu stellen – das können wir, das schaffen wir.