Deutschland kann ein wunderbares Land sein, besonders wenn man über die Freiheit nachdenkt, die hier jedem zugestanden wird. Besuche in Ländern wie der VR China (siehe den letzten Blogeintrag) führen dies besonders deutlich vor Augen. Mit Unbehagen dachte ich bei der letzten Einreise dort an den deutschen Kunsthändler Nils Jennrich, der ohne jede offizielle Anklage 4 Monate im Gefängnis saß und über 14 Monate China nicht verlassen durfte. Siehe www.spiegel.de

In Deutschland ist es aber nicht nur die Rechtssicherheit, die ein gutes Gefühl gibt. Mittlerweile empfinde ich unser Land in zunehmender Weise auch als tolerant und weltoffen. Die letzte Fussball-WM hat diese Haltung der Deutschen in positiver Weise der staunenden Welt präsentiert. Doch auch persönlich erlebe ich hohe Toleranz in Bezug auf unterschiedliche Lebensstile, Angewohnheiten, Religionen oder Rassen in unseren großen wie in kleinen Städten. Viel hört man in den Medien über die linken und rechten Extremisten, die diese Grundwerte kaum teilen – doch wie so oft ist es die große Mehrheit der Bevölkerung, die mit ihrer Offenheit und Toleranz in den Medien kaum vorkommt.

Der Drang nach Freiheit ist einer der grundlegendsten Beweggründe, Unternehmer zu werden. Schon mein Vater erzählte mir, dass er sich am Anfang seiner beruflichen Laufbahn nicht in der Lage sah, in eine große Organisation einzufügen. Er wollte immer „sein eigener Chef“ sein. (Als Unternehmer erkennt man nur manchmal zu spät, dass man jetzt nicht nur einen Chef sondern hunderte Chefs hat – jeder Kunde stellt berechtigte Anforderungen, die erfüllt werden wollen 😉

Den Mitarbeitern Freiheiten in ihrem Handeln und Tun zugestehen ist wiederum eine der menschlichsten und befriedigtesten Möglichkeiten, die ein Unternehmer hat. Führen mit Zielen, dabei zu unterstützen aber den Weg zum Ziel dem Mitarbeiter überlassen und ihm bei seinem Erfolg zur Seite stehen – das ist es! Dazu beitragen zu können, dass im eigenen Unternehmen die Welt ein klein wenig menschlicher ist als woanders – dafür lohnt es sich, Unternehmer zu sein.

Wie im Rechtsstaat, wie auf der Autobahn und wie auf dem Fussballplatz braucht es überall sinnvolle Regeln –  radikale, uneingeschränkte Freiheit will niemand. Man kann viel und lange darüber klagen, dass immer mehr Regeln und Gesetze geschaffen werden und die Freiheiten an vielen Stellen weiter eingeengt wird. Jedes Jahr bringt eine Flut neuer Gesetze und Vorschriften, die kaum ein Mensch überblicken kann und die es immer schwieriger machen, ein Unternehmen zu führen oder gar erst zu gründen. Wir Deutsche klagen dabei oft über uns selbst, dass wir es besonders genau damit nehmen und uns selber immer mehr einengen – viel mehr angeblich, als dies in anderen (europäischen) Ländern der Fall ist.

Dennoch gelingt es uns in Deutschland für mich verblüffend oft, sinnvolle Kompromisse zu finden, die nahezu alle Interessengruppen berücksichtigen und die in der Praxis immer noch handhabbar bleiben. „Deutschland funktioniert“ titelte es die Financial Times einmal: in anderen Ländern liefern sich die Interessenparteien erbitterte Kämpfe, härteste Streiks und das Pendel schlägt viel extremer in die ein- oder andere Richtung aus.

Ja, „Deutschland funktioniert“, wir haben eine wunderbare Wertebasis in diesem Land, dafür lohnt es sich zu arbeiten und zu leben.