Ohne Frage sind wir als Menschheit gefordert, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die globale Erderwärmung zu begrenzen. Dazu gehört es, die Verbrennung fossiler Brennstoffe so weit und so schnell wie möglich einzuschränken und den CO2-Ausstoß in unsere Umwelt nicht nur zu stoppen, sondern umzukehren. Aber dazu brauchen wir Lösungen und keine Verbote!

Wir müssen nicht mehr darüber diskutieren, wie gefährlich der Anstieg von CO2 in unserer Atmosphäre ist und wie stark die Erderwärmung genau zunehmen wird. Denn auch in einem (nach physikalischer Definition) chaotischen System wie dem globalen Wetter gibt es eine überwältigende Anzahl von seriösen Studien, die klare Zusammenhänge zwischen dem CO2-Gehalt der Atmosphäre und der langfristigen Erderwärmung belegen.

Als Unternehmen der besonders energieintensiven Branche (Gießerei und Stahlerzeugung) haben wir ein besonders großes Potential, Energie einzusparen bzw. noch effizienter zu nutzen und langfristig auf Technologien zu setzen, die den CO2-Ausstoß in die Atmosphäre nicht nur begrenzen, sondern vermeiden oder gar umkehren könnten.

Das zahlt uns jedoch kein Kunde. Bei aller Dringlichkeit in der öffentlichen Diskussion galt in Auftragsverhandlungen noch nie das Argument, dass wir als besonders energieeffizientes Unternehmen in Deutschland einen Auftrag zu einem auch nur geringfügig höheren Preis als unser Wettbewerb im Ausland erhalten könnten. So ist der Markt, hier zählen die harten Fakten in Bezug auf Preis, Qualität und Zuverlässigkeit.

Trotzdem optimieren wir schon allein aus Gründen der Wirtschaftlichkeit seit vielen Jahren jährlich unsere Energieeffizienz um einige Prozentpunkte. Was sich als einzelner Schritt nicht nach viel anhört, hat über die Zeit gesehen aber bewirkt, dass wir die Energieeffizienz in den letzten 15 Jahren bereits nahezu verdoppeln konnten. Wir verbrauchen pro hergestelltem Kilo Edelstahl heute in unserem Schmelzbetrieb nur noch gut die Hälfte an Strom. Umgekehrt gesprochen: Unsere Wettbewerber im Ausland haben – je nach Land und Technologie – geschätzt einen doppelt bis viermal so hohen Energieverbrauch für das gleiche Produkt. Aufgrund der deutlich günstigeren Strompreise macht sich dies bei ihnen in der Kalkulation allerdings kaum bemerkbar.

Vor einigen Wochen habe ich zu diesem Thema eine recht leidenschaftliche Diskussion mit einem meiner besten Freunde geführt. Als sehr aktives Mitglied der Grünen setzt er sich mit viel Herzblut für einen sofortigen Stopp von CO2-Emissionen in Deutschland ein und fördert und fordert hierzu auch radikale staatliche Maßnahmen und Verbote. Aus meiner Sicht führen strenge Auflagen, Regulierungen und hohe CO2-Bepreisungen jedoch dazu, dass die energieintensive Produktion wie unsere in Deutschland nicht mehr wirtschaftlich ist.

Mein wichtigstes Argument im Sinn unserer Umwelt ist, dass hierdurch aber nicht der Bedarf an unseren Produkten verschwindet. Die Menschen benötigen weiterhin Stahl, Energie, Lebensmittel und sauberes Wasser – all das wird mit dem Einsatz unserer Produkte in den Maschinen und Anlagen unserer Kunden erzeugt. Wenn dies nicht mehr in Deutschland möglich ist, dann eben in anderen Ländern dieser Erde.

Damit ist unserem Klima jedoch nicht geholfen. Wir Deutschen können uns dann vielleicht als „klimaneutrales Land“ feiern lassen. CO2-Ausstoß zählt aber nur global, nicht länderbezogen. Global gesehen verursacht jedes Produkt aus dem energieintensiven Bereich, welches nicht in Deutschland hergestellt wird, vermutlich einen drastisch höheren CO2-Ausstoß. Wir erweisen damit unserer Umwelt einen Bärendienst und verschärfen die Problematik.

Deutschland ist ein Land der Erfinder und Ingenieure! Wir sind in der Lage, Lösungen zu entwickeln, die besonders dort wirksam sein können, wo viel Energie in Produktionsprozessen verbraucht wird. Wir dürfen diese Prozesse daher nicht ins Ausland vertreiben, sondern müssen Lösungen finden, die sie effizienter und klimaneutral machen.

Das können wir als Mittelständler unter den heutigen Marktbedingungen jedoch nicht allein erreichen. Wir brauchen dazu gemeinsame gesellschaftliche Anstrengungen, staatlich unterstützte Entwicklungen und noch sehr viele Ideen.

Wo sonst auf der Welt sind die Rahmenbedingungen hierfür besser als in Deutschland? Eine wunderbare Chance für unser Land. „Made in Germany“ steht auf der Welt für die fortschrittlichste Technik – immer noch. Diese Technik kann überall auf der Welt dazu beitragen, dass Ressourcen effizienter genutzt werden und dass insbesondere auch Produkte wie unsere langfristig sogar CO2-neutral hergestellt werden könnten. Dieser Hebel für die Verminderung des globalen CO2-Ausstoßes ist wesentlich größer als „nur“ ein klimaneutrales Deutschland (in Deutschland werden weniger als 2 % des globalen CO2-Ausstoßes verursacht).

Ist diese Vision nicht viel schöner als die immer stärkere Einschränkung durch Verbote und die Ablehnung unserer Industrie, die wir alle doch brauchen?

Foto: © trahko – stock.adobe.com