Offensives Personalmarketing – Licht und Schatten

Gute und engagierte Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg. Das weiß „leider“ jedes Unternehmen, und es wird immer herausfordernder, gute Mitarbeiter zu finden und für das Unternehmen zu gewinnen. Um die immer noch steigenden Anforderungen unserer Kunden zu meistern, brauchen wir diese Mitarbeiter. Sie sind nicht nur der Schlüssel zum Erfolg, sondern auch der Engpass in unserer Kapazität. Wir könnten mehr verkaufen, wenn wir mehr gute Mitarbeiter hätten.

In diesem Zusammenhang hat sich unser Marketing-Team gemeinsam mit unserer innovativen Agentur lessingtiede vor einiger Zeit viele schlaue Ideen einfallen lassen. Unter dem Stichwort „Employer Branding“ sind tolle Aktionen und Maßnahmen entstanden, wie wir Aufmerksamkeit bei potentiellen Bewerbern erzeugen und die von uns empfundene gute Zusammenarbeit und Unternehmenskultur besser nach außen tragen können.

Wir haben den Spieß umgedreht und „bewerben“ uns heute als Arbeitgeber aktiv bei Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Job sein könnten (https://www.kuhn-edelstahl.de/jobs/). Wir geben Einblicke in unser Arbeitsumfeld, kommunizieren auf unterschiedlichsten Social-Media-Kanälen, drucken Personalanzeigen auf Firmenwagen und Brötchentüten beim Bäcker um die Ecke. Kurz: Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt und die wirklich tollen Konzepte werden sogar in enger Kooperation mit Hochschulen und in Workshops weiterverfolgt. Die Maßnahmen zeigen Erfolg. Die Bewerberzahlen steigen, und erfreulicherweise finden sich Bewerber für Positionen auf allen Ebenen, die sich von unserem Employer Branding angesprochen fühlen und fachlich wie menschlich zu unserem Unternehmen passen.

Natürlich passen Bewerber und Unternehmen nicht immer zusammen und manchmal zeigt sich dies erst nach einer Phase der Einarbeitung. Wir sind auf gute und engagierte Mitarbeiter angewiesen. Das bedeutet aber auch, dass wir uns von Mitarbeitern, die nach der Einarbeitung nicht die notwendige Leistung bringen, nach einigen kritischen Gesprächen konsequent trennen müssen. Das ist weder schön noch angenehm.

Manchmal trennt man sich im Einvernehmen. Aber leider gelingt dies nicht immer. Einige Menschen können mit Kritik kaum umgehen und zeigen für eine solche Entscheidung kein Verständnis. Früher haben diese Leute ihrem Ärger durch Schmierereien und Beschimpfungen Luft gemacht. Heute werden anonyme Bewertungen im Internet verfasst, häufig in unqualifizierter Art und Weise und ohne sachliche Grundlage. Die Anonymität lässt dabei häufig nicht nur den Ton rauer werden, sondern verhindert meist auch jede Möglichkeit, in einen qualifizierten Dialog zu treten oder die Bewertung von außen zu verifizieren.

Diese negativen Reaktionen geben natürlich zu denken. Ich frage mich, ob wir mit vielen sehr positiven Aussagen über unsere Unternehmenskultur im Rahmen der Employer Branding Kampagne ggf. diese starken Gegenreaktionen provozieren…

Sollte man überhaupt mit einer guten Zusammenarbeit oder einer Unternehmenskultur werben?

Als Bewerber um Arbeitsplatzsuchende stellen wir – wie jeder Bewerber in einem Vorstellungsgespräch – natürlich unsere Qualitäten heraus und kaschieren den ein oder anderen Mangel. Als Menschen mögen wir in unserem Unternehmen generell mehr „Understanding“ und sind kritischer uns selbst gegenüber, als wir es mit dem Employer Branding nach außen zeigen. Aber wäre es nicht viel besser, wenn die Erwartungshaltung neuer Mitarbeiter geringer wäre, sodass sie positiv überrascht werden, wenn sie bei uns beginnen – und uns nicht mit einem möglicherweise überzogenen Idealbild vergleichen?

Aber dann stellt sich die Frage, ob wir gute Leute finden, wenn wir schreiben: „Wir suchen schlaue Köpfe und fordern Leistung und Einsatz! Wir gehen offen, menschlich und auf Augenhöhe miteinander um, aber erwarten Sie keine Perfektion und rechnen Sie mit einer Menge Mist, der einfach nicht so funktioniert, wie er sollte. Wir bieten Loyalität auch in Krisenzeiten, fordern diese aber ebenso von Ihnen ein. Die Bezahlung ist im Vergleich mit vielen Unternehmen in Ordnung, wirtschaftlicher Erfolg wird geteilt, aber reich werden Sie vielleicht woanders.“ Etc. pp.

Wie gehen wir als Gesellschaft mit letztendlich bekannten „Schwächen“ um, während gleichzeitig Influencer ein Leben präsentieren, das aus Hochglanzbildern besteht?

Wir haben in den letzten Monaten viele tolle Mitarbeiter gefunden, die vom ersten Tag an voll eingeschlagen haben. Viel spricht für unser Employer Branding.

Ist dies auch langfristig der beste Weg, um gute Leute zu finden, wenn man keinen großen Namen hat und erst einmal Aufmerksamkeit erzeugen muss?

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